Glockenweihe auf dem Hohenkrähen am 3. Mai 2014

Es ist Freitag, der Mai hat sonnig begonnen, heute zeigt er sich wechselhaft hier unten am See, als Franziska meint, es würde ab jetzt nicht mehr regnen, weil wir ja gleich auf dem krähen ankommen würden. Ihre Vorfreude, als sie den ersten Blick aufs Hegau mit seinen Vulkan Felsen wirft, soll ihr Recht geben, zumindest für heute. schon kann man die Burghäuser herausleuchten sehen, die Mauern der Ruine stehen weit sichtbar frei, aber es weht keine Fahne am Söller. am Twiel vorbei und die bergstrecke sind schon ankommen. das „neue“ alte Burgtor – solid genug, um einst wieder massive Torflügel halten zu können… die Mauern der Burg Gärten frei von allem bewuchs, klar erkennt man die großen Ausbrüche, die geflickt werden wollen… allenthalben hat sich wieder etwas erneuert, verschönert. bei dem Tempo der Sanierungen in den letzten Jahren könnte der GRAUE REITER in 50 Jahren wohl komplett auf die Burg ziehen, möchte man meinen.

Erdbeer rumort an seiner Esse, Romy, reisende Schmiedin, zu gast. Im alten Haus wimmelt es von Kindern, die zugehörigen Eltern gehören zum überbündischen „Coro Vivo“ aus Tübingen, wo auch Spätzle und Puck mitsingen. schnell noch die Sonne genutzt für einen Burg Rundgang. die „Rasur“, die der Berg alle paar Jahre einmal erhält, um die ohnehin angeschlagenen Bauwerke vor Vegetation und Wurzelwerk zu schützen, ist unübersehbar, kommt mir stellenweise brutal vor, die krüppelige Steineiche vor der Kegelbahn fehlt komplett. insgesamt hat man aber auf den Erhalt dieser seltenen Bäume geachtet. Der Zugang zu den Kasematten ist schon seit einiger Zeit gesperrt, jetzt aber durch ein passables Eisentor statt Bauzaun. Der Himmel ist durchsetzt mit Wolkenfetzen in allen grau/weißtönen, hinter uns Hewen, Stoffeln, Mägdeberg; immer wieder spitzt die westliche Sonne durch, der Bodensee spiegelt die dahinterstehenden, weißbespitzten Alpen- wir stehen so frei hier oben… kinderlachen und unangenehme Rempler Reißen mich aus blaublumigem schlaf, ach ja, Krähen, e.v.- Raum. Was muß ich auch mitten in der Purzelbaumbahn liegen. das langewachbleibendürfen um alle anreisenden begrüßen zu können, hatte erwartungsgemäß nicht den gewünschten Effekt. aber heute haben wir eh einen wichtigen Termin: die Poppeleglocke wird heute geweiht. so machen sich kleine und große GRAUE REITER gruppenweise auf den Weg nach Mühlhausen. Die Apfelwiesen sind nass, die umliegenden Hügel grün in allen tönen. mir fällt der letzte Trunk vom Poppele-Geist ein, Antje hatte ihn bei Granny und Guru dabei letzte Woche, original noch vom Krähenhof, bestimmt 20 Jahre alt- war uns immer was Besonderes, vielleicht sollte man…? Wir sind dem ehemaligen Burgvogt Popolius Mayer auf der Spur, der heute als Burggeist auf dem Krähen haust, eben passieren wir den Poppelebrunnen, vorne schon die alte Dorfkirche, die seine Gebeine birgt. Hier herrscht schon reges Treiben, die Kirche füllt sich, auch Gäste aus der Umgebung strömen dazu, das Bundesbanner pflanzt neben der blumengeschmückten Glocke vor dem Altarraum. Coro Vivo trägt zwei Stücke vor, der Pfarrer und unser früherer Burgvogt Schlamper, auf dessen Idee hin die Glocke nach historischem Vorbild neu gestiftet wurde, halten ansprachen, auch über die Bedeutung einer Glocke, als Aufruf zu Besinnung und zu rechtem maßhalten, als sturm-, not-, feuer- oder gar Kriegs Signal, als Zeitansage. Nach den Fürbitten folgt die Weihe mittels Segnung und Weihwasser, dann darf das erste Mal angeschlagen werden, hell erklingt der schwere Bronze Korpus im hallenden Kreuzrippengewölbe. dann das abschließende, furiose Orgelspiel, von Johannes vorgetragen- ohrenweide.

Vorm neuen Haus angelangt erwartet die Glocke schon ein Gerüst. erst noch einmal begutachten: vorne drauf das Antlitz Poppeles, wie man es aus der Legende (oder auch von dem hübschen Portrait an der Klotür im alten Haus) kennt, darunter klein sein Sinnspruch „nit z´lützl und nit z´vil“ (zu Deutsch: ned zvui, ned zweng). hinten nochmals groß in Schreibschrift und das Jahr 2014. die Aufhängung eine schön geschwungene, vierbügelige Krone, 40 Kilo fein gegossener und zisilierter Bronze. vereint am Zugseil hievt die versammelte Gemeinde nun das gute Stück Giebel Warts, wo Axel und Erdbeer die End Montage vornehmen. das ist der Moment, an dem man sich plötzlich auf ein frisch gezapftes freut, das da auch schon bereitsteht. der Jungfern Anschlag erfolgt mit der Hand, das elektrische Läutwerk, welches künftig täglich um 7, 12 und 19 Uhr schlagen soll, wird erst geliefert. stolz hört sie sich an, der Grundton ist warm und weich, darüber Obertöne hell surrend und summend, in der Bewegung mitschwingend. heimelig hört sich‘s an, erinnert mich an Münsterschwarzach, Prichsenstadt und anderen vergangenen ländlichen Wohnorten. laut genug, um wahrgenommen zu werden (wie weit wohl ins Hegau?) aber sicherlich nicht so aufdringlich, spätschlafenden Zecher aus der penn tüte zu schütteln. wir werden sehen, erst einmal ein Lied oder zwo, drei, vier. und zwischenrein a Bratwürschtl… die Poppeleglocke nicht Zuviel und nicht Zuwenig! mahnt sie uns:

GRAUE REITER Jung und Alt und schlägt auf unsrer Burg, die manchem durch alle Zeiten Heimat galt mit.

Jabonah
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